Wo viel Licht ist, da ist auch Schatten

 

Wo viel Licht ist, da ist auch Schatten

 

Hey ihr Lieben, endlich melden wir uns wieder und können euch von unserer letzten Woche erzählen!

 

Diese Woche wurden uns vor allem auch einige Schattenseiten von Malawi und dem Sozialsystem hier aufgezeigt. Nach unseren ersten Wochen zum Einleben, sollte es am Dienstag endlich soweit sein und wir starteten morgens, um halb 6, mit Sandwiches und Tee im Gepäck, los, auf die Straße. Doch leider war weit und breit keines der Kinder anzutreffen. Das Einzige, was wir in hohen Mengen sahen, waren zahlreiche, uniformierte Polizisten. John erklärte uns, dass sich die Kinder versteckt hatten oder wahrscheinlich auch verhaftet worden waren. Wir fuhren die Straßen mehrmals auf und ab, doch nichts deutete auf den Verbleib der Kinder hin. Auch im sozialen Bereich, kann man Malawi nicht mit Deutschland vergleichen. So ist es hier leider die harte Realität, dass auch Kinder unter 10 Jahren  verhaftet und inhaftiert werden. Für alle Belange, die in Deutschland über die Eltern geregelt werden, müssen die Kinder hier ihren eigenen Kopf hinhalten. Aus Beschreibungen wissen wir, dass „Gefängnis“ oder „Rehabilitationszentrum“ absolut beschönigte Ausdrücke sind, für einen Ort, in dem es kein fließendes Wasser, Strom und Essen gibt. Auch hier ist es ein großes Gebetsanliegen, dass die Zusammenarbeit mit den einzelnen Dienststellen besser wird und Korruption, welche ein großes Thema ist, endlich abnimmt.  Auch in anderen Bereichen des Sozialsystems gibt es große Mängel. So wird bei den Schulen, so wie den Krankenhäusern, in private und staatliche Einrichtungen unterschieden. Wenn möglich, sollte man das staatliche Krankenhaus meiden, wobei auch die privaten Krankenhäuser eine gute Behandlung nur jenem vorbehalten, welcher ein gutes, finanzielles Polster und beharrliche Angehörige hat. Auch der Umgang bzw. die Integration behinderter Menschen und Menschen mit  psychischen Erkrankungen wird völlig umgangen. Es gibt viele solcher Menschen, doch Einrichtungen, gezielte Förderung, Umgang mit Suchtproblematik und die Wiedereingliederung in ein normales, alltägliches Leben, spielen hier keine Rolle. Auch diese schlimmen Seiten von Malawi haben wir letzte Woche hautnah erlebt. Bei dem Besuch eines privaten Krankenhauses oder auch auf der Straße, wo wir einem Mann mit Trisomie 21 begegneten und einen psychisch kranken Mann sahen, welcher versuchte, einer Wachfrau ihr Gewehr zu entreißen.

 

Unser Morgen und der Abend sind in unserem Tagesablauf für die Kinder reserviert. So hatten wir diese Woche die Chance, bei unseren ersten Abendeinsätzen (=Outreaches) dabei zu sein. Vorwiegend besteht die Gruppe der Kinder aus Jungen im Alter zwischen circa 6-16 Jahren. Jedes dieser Kinder hat seine ganz eigene Geschichte, warum sein Zuhause mehr oder weniger die Straße geworden ist. Häufig sind die Gründe, warum die Kinder auf der Straße gelandet sind, für westliche Maßstäbe unvorstellbar. Dem Kind eine gute Schulbildung zu Teil werden zu lassen, scheitert oft schon an dem Punkt, dass kein Geld da ist, um sich überhaupt eine Uniform leisten zu können. Bei den wenigsten Kindern fehlt die Motivation, sondern viel mehr die soziale Sicherheit, um sich als Kind fühlen zu dürfen und sich als Kind entwickeln zu können. Bei den Abendeinsätzen verdoppelt sich die Zahl der Kinder, im Vergleich zum Morgen, schon einmal. So kann es auch schnell vorkommen, dass einen auf einmal 20 Gesichter anschauen, die sich so sehr freuen und strahlen, dass man schnell vergisst, wie müde man doch eigentlich ist. Bevor es Essen gibt, ist eine christliche Geschichte fester Bestandteil des Ablaufs, so wie ein Gebet und Lieder. Hierfür müssen wir unser Chichewa dringend noch aufbessern, um auch endlich mal textsicher zu werden. Danach bricht dann meistens ein ziemlicher Trubel los, die Kinder wollen uns umarmen, mit uns reden, werfen uns Küsschen zu und reißen sich förmlich um unsere Aufmerksamkeit. Daran, aber auch an der Tatsache, dass sie sich schon nach dem ersten Treffen unsere Namen gemerkt haben (wenn sie uns nicht gerade „Mama“ nennen) spürt man eine unfassbare Dankbarkeit, die wir beide in der Form zuvor noch nie erlebt haben.

 

Wir haben die perfekte Idee für eine schlechte (aber witzige) Challenge im deutschen TV: Beim Autofahren (afrikanischer Fahrstil auf malawischen Straßen versteht sich), nur bewaffnet mit 2 Messern, aus 4 Packungen Toastbrot und einem Glas Erdnussbutter Sandwiches zubereiten. Wir haben diese Challenge erfolgreich gemeistert (auch wenn unsere Kleidung danach etwas anders aussah als davor) und die Schönste aller Belohnungen erhalten: Strahlende Kindergesichter! Bei dieser Herausforderung zeigte sich doch mal wieder, dass auch zwischen dem Autofahren hier und in Deutschland Welten liegen. Nicht nur, dass Linksverkehr herrscht, auch die Anzahl der Straßenschilder, welche wir bisher sahen, lässt sich an einer Hand abzählen. Oft ist nicht wirklich ersichtlich, wer Vorfahrt hat, aber mit etwas Rücksicht aufeinander und viel Gehupe, funktioniert es schon irgendwie. Auch die Autos sind tendenziell ältere Modelle, vorwiegend Jeeps und wenn diverse Teile wie z.B. Gurte fehlen, ist das auch nicht weiter schlimm, Anschnallpflicht herrscht (offiziell) sowieso nur auf den vorderen 2 Plätzen. Wenn man am Morgen die tägliche, kalte Dusche vergessen hat, gleicht der Platzregen, während man wohlbemerkt im (!) Auto sitzt, diesen Verlust dann wieder aus, denn das ein oder andere Fenster dichtet leider nicht mehr ganz zu 100% ab.

 

Auch wollen wir es nicht versäumen, mal noch etwas genauer auf das Essen hier einzugehen. Wie im letzten Beitrag schon beschrieben, gibt es hier spottbillig super leckeres Gemüse und Obst. Vor allem die Mangos und Bananen haben es uns angetan. Die arme Bevölkerung Malawis isst fast ausschließlich Nsima mit (variablem) Gemüse. Da ein wahrer Malawier dieses Gericht liebt, stand es bei uns auch schon häufig auf dem Speiseplan –anfangs war es noch etwas gewöhnungsbedürftig, vor allem, weil Besteck bei diesem Gericht streng verboten ist (das verändere wohl den Geschmack), inzwischen haben wir es aber eigentlich ganz lieb gewonnen, vor allem, weil der zähe Maisbrei wirklich total sättigend ist. Daneben wird hier auch viel Reis gegessen, der viel besser schmeckt als in Deutschland. Gerade Reis mit roten Bohnen (selbstverständlich frisch vom Feld und nicht aus der Dose) ist zu einem unserer neuen Lieblingsgerichte geworden. Zum Frühstück wird hier sehr gerne Erdnussbutter gegessen (wobei das mit Butter nicht viel zu tun hat), auch das schmeckt wirklich gut. Getrunken wird vorzugsweise Tee (der hier auch viel angepflanzt und exportiert wird) zusammen mit Milch (die in Tüten, optisch gleich denen unserer Mozzarella, aufbewahrt wird) und großen Mengen an Zucker. In das Wasser mischt man hier gerne mal etwas „Sobo“, einen zuckersüßen Ananassirup. Ansonsten bevorzugt man hier aber eher Salz und davon häufig auch nicht gerade wenig. Wir haben aber auch schon viel eher „westliches“ Essen gegessen –Pizza, selbergemachte Pommes (was hier eine echte Delikatesse ist) und Nudeln, allerdings ohne Käse. Milchprodukte werden hier kaum hergestellt und sind dementsprechend teuer. So besuchten wir diese Woche auch eine Ökofarm, welche selbst Käse, Joghurt und vieles mehr herstellt –womit wir uns fleißig eindeckten.

 

Ein absolutes Wochenhighlight war unsere allererste Safari. Gemeinsam besuchten wir den Chimwenya Nationalpark, wo wir, während eines wunderschönen Sonnenunterganges, eine etwa einstündige Jeeptour machten. Neben dem schier endlosen, naturbelassenen Gelände, gab es auch viele Tiere zu bestaunen. Antilopen (und trinkende Antilopenbabys), Impalas, Zebras, Gnus und Giraffen. Wir durften sogar aussteigen und diese so nah wie noch nie zuvor sehen. Es ist wirklich kein Vergleich zu einem Zoo, da keine Gehege existieren und die afrikanische Natur einfach unbeschreiblich schön ist. Um euch auch so gut wie möglich teilhaben zu lassen, schossen wir das ein oder andere Foto, die Schönsten findet ihr oberhalb des Beitrages wieder.

 

Diese Woche haben wir sowohl die Schatten- wie auch die Sonnenseiten Malawis gesehen. Wir freuen uns, euch nächste Woche wieder von unseren neuen Abenteuern zu berichten! Bis dahin alles Liebe und eine gesegnete Zeit!

 

M&M

 

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